Ashtanga Yoga Anfangsmantra und Abschlussmantra
Traditionell beginnt jede Ashtanga Yoga Praxis mit dem Eröffnungsmantra und endet mit dem Abschlussmantra. Lerne Text, Übersetzung und Bedeutung dieser Ashtanga Yoga Mantras kennen.
Inhaltsverzeichnis
Text, Übersetzung und Bedeutung der Ashtanga Yoga Mantras.
Mantras im Ashtanga Yoga
Die Chants zu Beginn und Ende jeder Praxis helfen uns, unseren Geist auf den gegenwärtigen Moment auszurichten. Das Eröffnungsmantra drückt Respekt für die Lehren und das transformative Potenzial der Praxis aus. Entsprechend der Hauptintention des Yoga, Leiden zu beenden und Freiheit zu erlangen, wünscht das Schlussmantra Frieden, Wohlstand und Glück für alle Wesen.
Jede Übersetzung von Sanskrit-Texten ist, wie alle Übersetzungen, aufgrund ihrer Abhängigkeit von kulturellen, philosophischen, religiösen, wissenschaftlichen und sprachlichen Kontexten, bis zu einem gewissen Grad notwendigerweise auch eine vom individuellen Hintergrund geprägte Interpretation.
Um die Übersetzungen und Bedeutungen der Ashtanga-Yoga-Mantras in ihren Feinheiten zu verstehen, wäre ein umfangreiches Studium des Sanskrit und der genannten Rahmenbedingungen sowie der Vergleich verschiedener Übersetzungen, der Editionsgeschichte und Kommentare unterschiedlicher Gelehrter notwendig.
Hier geben wir einen Teil dessen wieder, was wir von unseren LehrerInnen und im Selbststudium gelernt haben. Bitte bedenke, dass es unterschiedliche Schulen, redaktionelle Traditionen und Transkriptionen gibt, die fortwährend analysiert werden und immer Raum für weitere Perspektiven und Lernprozesse lassen.
Was bedeutet om?
ōṃ
Der Klang des Iśvara
Iśvara ist eine unvergängliche Form des reinen Bewusstseins, unabhängig von Ursache und Wirkung. Gemeinhin als Gott übersetzt, verwenden wir den Begriff Iśvara lieber im Sinne von reinem Bewusstsein. Während Gott traditionell als höchstes Wesen angesehen wird, hat das reine Bewusstsein keine spezifische Daseinsform. Stattdessen existiert es jenseits von Zeit, ist allgegenwärtig und unabhängig von der Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. In Patanjalis Yoga-Sutra 1.28 sagt Patanjali, dass ōṃ seine Bedeutung durch wiederholtes Chanten offenbare.
Patanjali’s Yoga Sutra
I.24
klēśa-karma-vipākāśayair aparāmṛṣṭaḥ puruṣa-viśēṣa īśvaraḥ
Iśvara ist eine distinkte, unvergängliche Form des reinen Bewusstseins, unabhängig von Ursache und Wirkung, ohne jegliche latente Eindrücke.I.25
tatra niratiśayaṃ sarvajña-bījam
Ihre Unabhängigkeit macht dieses Bewusstsein zu einer unvergleichlichen Quelle der Allwissenheit.I.26
sa ēṣa pūrvēṣāmapi guruḥ kālēnānavacchēdāt
Jenseits der Zeit existierend, war Iśvara auch das Ideal der weisen Vorfahren.I.27
tasya vācakaḥ praṇavaḥ
Iśvara wird durch den Klang Om repräsentiert.I.28
taj-japas tad-artha-bhāvanam
Wiederholung offenbart dessen Bedeutung.
Ashtanga Yoga Opening Mantra
ōṃ
vandē gurūṇāṃ caraṇāravindē
sandarśita-svātma-sukhāvabōdhē
niḥśrēyasē jāṅgalikāyamānē
saṃsāra-hālāhala-mōhaśāntyai
ābāhu puruṣākāraṃ
śaṅkha-cakrāsi-dhāriṇam
sahasra-śirasaṃ śvētaṃ
praṇamāmi patañjalim
ōṃ
Lehrer verschiedener Chanting-Traditionen nutzen verschiedene Arten von Aussprache und Intonation. Ein Beispiel ist unser Chant des Ashtanga Yoga Eröffnungsmantras, aufgenommen während unseres jährlichen Retreats in Italien.
Ashtanga Yoga Opening-Mantra: Übersetzung
Wir haben die Übersetzung des Ashtanga Yoga Eröffnungsmantras gemäß dem Sharath Yoga Zentrum in Mysore gewählt und vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Die englische Variante ist innerhalb der Ashtanga Community verbreitet und anerkannt.
ōṃ
vande gurūṇāṁ caraṇāravinde
Ich verneige mich vor den Lotusfüßen des Gurus
sandarśita svātma sukhāvabodhe
Das erwachende Glück des eigenen, offenbarten Selbst,
niḥśreyase jāṅgalikāyamāne
Jenseits des Besseren, handelnd wie der Dschungelarzt,
saṁsāra hālāhala mohaśāntyai
Die Verblendung besänftigend, das Gift des Samsara.
ābāhu puruṣākāraṁ
Die Gestalt eines Mannes bis zu den Schultern annehmend,
śaṅkhacakrāsi dhāriṇam
Eine Muschel, einen Diskus und ein Schwert haltend,
sahasra śirasaṁ śvetaṁ
Tausend Köpfe weiß,
praṇamāmi patañjalim
Ich grüße Patanjali.
ōṃ
Bedeutung und Interpretation des Ashtanga Yoga Abschluss Mantra (Mangala Mantra)
vande gurūṇāṁ caraṇāravinde
Ich verneige mich vor den Lotusfüßen des Gurus
Die erste Strophe drückt Dankbarkeit für alle Lehrerenden aus, die die Lehren des Yoga weitergegeben haben.
vande - verneigen
gurūṇāṁ - Gurus / die Linie der Lehrenden
caraṇāravinde - Lotusfüße
sandarśita svātma sukhāvabodhe
Das erwachende Glück des eigenen, offenbarten Selbst,
Der zweite Vers erklärt, dass die Gurus, vor denen wir uns verneigen, uns unterstützen zu verstehen, dass Glück im Inneren jedes Wesens liegt und wir es nicht im Außen suchen müssen.
sandarśita - zeigen
svātma - eines jeden wahre Natur
sukhā - Glück
āvabodhe - Erwachen
niḥśreyase jāṅgalikāyamāne
Jenseits des Besseren, handelnd wie der Dschungelarzt,
Aufzuhören, das Glück in äußeren Objekten zu suchen, ist Voraussetzung, um Freiheit zu erfahren. Der Vergleich mit dem Dschungelarzt als jemandem, der von innen heraus Heilung schafft, unterstreicht, dass wir selbst alle Werkzeuge besitzen, um unser eigenes Glück zu entdecken.
niḥśreyase - Jenseits des Besseren
jāṅgalikāyamāne - Dschungelarzt
saṁsāra hālāhala mohaśāntyai
Die Verblendung besänftigend, das Gift des Samsara.
Um Zufriedenheit zu erfahren, müssen wir unsere Art, die Dinge zu betrachten verändern. Mit der Praxis des Yoga können wir die Konditionierung unseres Geistes entfernen und lernen, die Dinge so sehen, wie sie sind, statt durch den Filter unserer Erfahrung auf die Welt zu blicken.
saṁsāra - sich wiederholender Kreislauf / konditionierte Existenz
hālāhala - Gift
moha - Verblendung des Geistes
śāntyai - Schmerzlinderung
ābāhu puruṣākāraṁ
Die Gestalt eines Mannes bis zu den Schultern annehmend,
Einer dieser Gurus, die auch als „Vertreiber der Dunkelheit“ übersetzt werden, ist Pantajali. Er erklärt, wie wir alles in uns nutzen können, um Zufriedenheit und Freiheit statt Leiden zu erfahren. Pantajali wird im zweiten Teil des Ashtanga Yoga Eröffnungsmantras beschrieben und manifestiert sich von den Zehen bis zu den Schultern in Menschengestalt.
ābāhu - wenige
puruṣā - Menschen
akāraṁ - Erscheinung
śaṅkhacakrāsi dhāriṇam
Eine Muschel, einen Diskus und ein Schwert haltend,
In dieser Form hält er eine Muschel, einen Diskus und ein Schwert, die als Metaphern zu verstehen sind. Die typische indische Muschel, auf die hier Bezug genommen wird, ist weiß und hohl, Merkmale, die auf ihre Reinheit hinweisen, erzeugt den Klang ōṃ und wird in indischen religiösen Zeremonien verwendet. Im Zusammenhang mit dem Eröffnungsmantra steht sie für die Aufforderung zur Reinheit.
Der Diskus, oder das Rad der Zeit, steht für die Fähigkeit, die Konditionierungen und Verstrickungen im Geist zu lösen und zu entwirren, die wir in den vergangenen Leben gesammelt und geschaffen haben.
Das Schwert schließlich, als das stärkste Werkzeug, erlaubt uns ererbte und ursprüngliche Konditionierungen zu durchtrennen. Diese sind am schwierigsten loszulassen.
Zusammen sind Muschel, Diskus und Schwert unsere inneren Werkzeuge zur Auflösung der Verblendung.
śaṅkha - Muschel
cakrā - Diskus
āsi - Schwert
dhāriṇam - halten
sahasra śirasaṁ śvetaṁ
Tausend Köpfe weiß,
Pantanjali hat tausend weiße oder transparente Köpfe. Da Weiß (Licht) oder Transparenz die Farbe der Reinheit ist, repräsentiert Pantajalis Manifestation Reinheit und bringt Licht und Klarheit in den Geist des Praktizierenden. So wird das Loslassen von Ängsten und Sorgen möglich. Die Köpfe sind eine Metapher für die Komplexität und die verschiedenen Rollen eines jeden Menschen und seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Gleichzeitig repräsentieren sie das umfassende Wissen der Yoga-Sutras.
sahasra - tausend
śirasaṁ - Köpfe
śvetaṁ - weiß
praṇamāmi patañjalim
Ich grüße Pantajali.
Die Schlussstrophe vervollständigt das Ashtanga Yoga Eröffnungsmantra, indem sie die Verbeugung vor Pantajali, als Repräsentant der Hingabe zur Reinheit, artikuliert.
praṇamāmi - verneigen
patañjalim - Patanjali
Ashtanga Yoga Abschlussmantra
ōṃ
svasti prajābhyaḥ paripālayantāṁ
nyāyena mārgeṇa mahīṁ mahīśāḥ
gobrāmaṇebhyaḥ śubhamastu nityaṁ
lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu
ōṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ
Lehrer verschiedener Chanting-Traditionen nutzen verschiedene Arten von Aussprache und Intonation. Ein Beispiel ist unser Chant des Ashtanga Yoga Abschlussmantras, aufgenommen während unseres jährlichen Retreats in Italien.
Ashtanga Yoga Abschluss-Mantra Übersetzung
Wie für das Opening-Mantra haben wir auch für das Ashtanga Closing Mantra eine Übersetzung in Übereinstimmung mit dem Sharath Yoga Centre in Mysore gewählt und vom Englischen ins Deutsche übersetzt.
ōṃ
Der Klang des reinen Bewusstseins
svasti prajābhyaḥ
Möge der Menschheit Gutes widerfahren.
paripālayantāṁ nyāyena mārgeṇa mahīṁ mahīśāḥ
Mögen die Machthaber der Erde in jeder Hinsicht schützen, indem sie den rechten Weg einschlagen.
gobrāmaṇebhyaḥ śubhamastu nityaṁ
Möge all jenen, die die Erde als heilig betrachten, Gutes widerfahren.
lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu
Mögen alle Welten glücklich sein.
ōṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ
Om Frieden, Frieden, Frieden.
The meaning of the Ashtanga Yoga Closing Mantra (Mangala Mantra)
German Translation coming soon.
svasti prajābhyaḥ
May all be well with mankind.
Alternative translations:
- May all beings be well.
- May all sacred beings experience success.
The Ashtanga Yoga Closing Mantra is an ancient prayer for pieces and was first found in the Rig Veda. Starting with the word “svasti”, melding the meaning of well-being, blessing and success, that shall be brought forth to all beings and give them security, allowing a life free from fear or danger.
svasti - well-being / blessing / success
prajā - bring forth / bearing / seed / subject / all beings
abhyaḥ - free from fear or danger / secure / safe
paripālayantāṁ nyāyena mārgeṇa mahīṁ mahīśāḥ
May the leaders of the earth protect in every way by keeping to the right path.
Alternative translation:
- May the great leaders protect by following a path of righteousness.
Ensuring well-being and security for all, is partly the responsibility of people who have the power - whether it be due to social, political, financial or spiritual resources or wisdom, by striving to always be justifiable and following the highest possible moral standards.
“Righteousness” could also be understood from a religious perspective, as following the path of God. In the context of yoga practice, righteousness could also mean the aspiration of connecting with Isvara.
paripālayantāṁ - protecting / may be protected
nyāyena - judge
mārgeṇa - path
mahīṁ - great / great world
mahīśāḥ* - great priest / of a people / sun / powerful
*mahīśin - searching for a road or path
gobrāmaṇebhyaḥ śubhamastu nityaṁ
May there be goodness for all those who know the earth to be sacred.
The Mantra continues wishing peace to religious as well as to common people, who treat the earth respectfully.
gobrāmaṇe - Brahman, cows and men
abhyaḥ - free from fear or danger / secure / safe
śubhamastu* - may there be wellbeing
*śubham - fortune / good
*mastu - be it so / must be / should be
nityaṁ - eternally / constantly / by all means
lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu
May all the worlds be happy.
Alternative translation:
- May all beings be happy.
This wishes all beings, no matter their species, race, gender or values happiness.
lokāḥ - beneficial to the world
samastāḥ - total / all / a whole / united
sukhino - joyful / pleasant / happy
bhavantu* - they shall
*bhav - divine state
*antu - protector / guardians
ōṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ
Om peace, peace, peace.
The Ashtanga Yoga Closing Mantra closes with the wish for universal peace - expressed by Om as the sound of the universe and the threefold mentioning of shanti.
Eine Erklärung des Klanges ōṃ, findest du weiter oben.
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